Teneriffa Sommer 2022

Im Frühjahr 2022 war ich mit Jana Fritzsch in Kroatien mit einer Erasmus+ Schülergruppe. Dort erzählte sie mir (erneut) von den Erasmus+ Mobilitäten für Lehrkräfte. Ihre Schilderungen klangen sehr reizvoll, sodass ich mich über mögliche Mobilitäten im Sommer 2022 informierte. Es gibt eine große Auswahl an Kursen in den unterschiedlichsten Ländern Europas an tollen Standorten. Ich schaute die Kurse durch und stieß auf den Kurs „Mindfulness“ auf Teneriffa, der von der Organisation idevelop angeboten wurde. Auf der Homepage wurde der Kurs mit „Clear your Mind“ und „Walk to Balance“ beworben sowie mit der Durchführung von Yoga und Meditationen. Das klang für mich nach dem perfekten Kurs in meinen Sommerferien im Anschluss an das endende Schuljahr 2021/2022. Zudem bin ich zuvor noch nie auf Teneriffa gewesen, sodass ich dieses Ziel sehr spannend fand.

Ich kontaktierte idevelop über ein Kontaktformular und bekam alle möglichen Informationen zum Kurs per Mail zugesendet, Lage der Seminardurchführung sowie ein Angebot zu einer Unterkunft in einem Hotel in der Nähe des Kurses. Da ich jedoch nicht in einem Hotel verweilen wollte, buchte ich mir ein kleines Air BnB, fünf Gehminuten vom Seminar entfernt.

 

Somit flog ich am Samstag den 16.07.22 vom Flughafen Frankfurt nach Teneriffa. Am Flughafen auf Teneriffa angekommen sollte mich eigentlich ein Shuttle Service, den ich über idevelop gebucht hatte abholen. Leider war kein Shuttle Service für mich zu entdecken und ich konnte auch keine Person bei idevelop erreichen. Somit nahm ich mir ein Taxi und kam in meiner Unterkunft an. Im Nachhinein erfuhr ich, dass es einen sehr günstigen Bus vom Flughafen ausgegeben hätte, aber im Nachhinein ist man meistens schlauer.

 

Meine Unterkunft war eine schöne Ein-Zimmer-Wohnung, zwei Gehminuten vom Strand entfernt und mit einem tollen Balkon, von welchem aus ich das Meer sehen konnte. Mit einem Bett und einer kleinen Küche sowie einem Esstisch hatte ich alles, was ich für die Woche brauchte. Gleich unter meiner Wohnung befand sich ein Spar-Markt, bei dem ich mich für die Woche mit Verpflegung eindecken konnte. Ich machte an meinem ersten Abend einen Spaziergang entlang der Promenade und genoss die warme Sommerluft der Kanaren.

Am Sonntag konnte ich dann ganz in Ruhe ankommen, den Ort und die Strände erkunden und den Weg zum „Mindfulness“-Kurs abgehen. Da Teneriffa eine Vulkan-Insel ist, ist der Sand am Strand von Teneriffa schwarz.

 

Am Montag dann startete der Kurs um 9Uhr. Wir starteten mit einer Vorstellungsrunde. Der Kurs wurde von Gabriela aus der Slowakei geleitet. Unter den Teilnehmern waren ausschließlich Frauen – zusätzlich zu Gabriela noch zwei Lehrerinnen, die auch aus der Slowakei kamen, eine Lehrerin aus Slowenien und neben mir noch vier andere Deutsche, die alle gemeinsam von einer Schule aus der Nähe von Köln kamen, insgesamt eine super nette Runde. Nach der Vorstellungsrunde gingen wir gemeinsam in ein Café, um uns in gemütlicher entspannter Runde kennenzulernen. Wir notierten all unsere Erwartungen an den Kurs auf DIN A3 Papieren und stellten sie uns gegenseitig vor. Es folgten verschiedene Aufmerksamkeitsübungen im Café. Zunächst sollten wir um uns herumschauen und gucken, was wir alles visuell wahrnehmen können. Dabei sollten wir versuchen, alle anderen Sinne in den Hintergrund zu stellen. Es folgte das Schließen der Augen und der Wahrnehmung dessen, was wir um uns herum akustisch wahrnehmen – die Musik, die Gespräche der anderen Gäste im Café, das Rauschen des Meeres, den Mixer und die Kaffeemaschine hinter dem Tresen. Dann folgte der Fokus auf Gerüche und anschließend sollten wir am Strand entlang gehen und wahrnehmen, wie sich der Sand und die Steine unter unseren Füßen anfühlt – bewusst die Füße und Zehen als Wahrnehmungsorgan wahrnehmen und die Augen schließen, wenn es möglich war. Diese Übung war sehr entspannt und lässt sich auch sich selbst und die eigenen Empfindungen bewusster wahrnehmen. Diese Übung ist zum Beispiel auch eine Übung, die sich sehr gut mit Schülerinnen und Schülern durchführen lässt. Im Klassenraum, auf dem Schulhof, im Park oder auch im Barfußpark, der mir in dem Zusammenhang für die Wahrnehmung mit den Füßen eingefallen ist. Anschließend ging es zurück in den Seminarraum, wo wir dann eine kleine Meditation durchführten und eine kleine Yoga-Session machten. Es folgte eine Reflexion des Tages und ein Ausblick auf das Programm am nächsten Tag. Um 14Uhr endete dann der Kurstag.

Wir Teilnehmerinnen tauschten uns im Anschluss noch über mögliche Freizeitaktivitäten an den folgenden Nachmittagen aus und ich entschied, mir gemeinsam mit den beiden Slowakinnen ein Auto für Dienstag, Mittwoch und Donnerstag zu mieten und damit die Insel zu erkunden. Da freute ich mich sehr drauf.

 

Am Dienstag starteten wir den Tag mit Yogaübungen und schlossen Meditationen mit bestimmten Atemtechniken an. Gabriela brachte uns eine Definition von „Mindfulness“ nahe und wir sammelten verschiedene Möglichkeiten von Arten der Meditation: Atemtechniken (die wir nun zum Teil schon durchgeführt haben), Wellness, Malen, Lesen, Musik hören, puzzlen, im Wald spazieren gehen usw.

Wir bekamen jeder ein weißes DIN A4 Blatt und sollten unsere aktuelle Gefühlslage und Lebenssituation malen. Das war gar nicht so einfach, Gefühle zu malen. Unser entstandenes Werk sollte anschließend mit einer Partnerin besprochen werden. Erst sollte man selbst seine Zeichnung erklären und im Anschluss durften von der zuhörenden Person Fragen gestellt werden. Das ist auch eine schöne Methode, die man mit den Schülerinnen und Schülern in der Schule durchführen kann - entweder in Stille oder mit Musik im Hintergrund, um jedem/jeder seine/ihre momentane Situation und Gefühlslage bewusst zu machen.

Zudem sollten wir uns notieren, worüber wir uns allgemein oder auch im Alltag Sorgen machen und uns unserer Ängste und Sorgen bewusst werden. Es gab eine sehr einprägende Abbildung, die uns bewusst machen soll, dass die Dinge, über die wir uns Sorgen machen oft viel zu viel Raum einnehmen und so gar nicht eintreffen.

Der weiße Kreis symbolisiert die Dinge, über die wir uns Sorgen machen, der blaue Kreis symbolisiert das, was passieren kann und der schwarze Kreis die Dinge, die am Ende wirklich passieren. Diese Abbildung ist gut nutzbar, um mit Schülerinnen und Schülern über das Thema Sorgen und Ängste zu sprechen.

 

Um 14Uhr endete unser Kurs dann und ich machte mich mit den beiden Slowakinnen mit dem Auto auf den Weg zum Vulkan Teide. Uns begleitete zudem noch Nadia, eine Französin aus einem anderen Erasmus+ Kurs, der auch in unserem Ort auf Teneriffa stattfand. Auf dem Weg zum Vulkan kamen wir an einem großen beeindruckenden Baum vorbei und machen einen kleinen Stopp. Dann ging es weiter und nach einer zweistündigen Fahrt mit mehreren Stopps an Aussichtspunkten waren wir endlich beim Vulkan Teide angekommen. Wir fuhren mit der Seilbahn hinauf und schlossen uns einer kleinen Führung an. Wir konnten auf dem Vulkan in ein kleines Loch im Boden fassen und man konnte die Hitze in der Erde spüren - sehr beeindruckend! Auch konnten wir gelbe Schwefelablagerungen auf den Vulkangesteinen sehen. Nach einem erlebnisreichen Tag ging es dann wieder zurück.

 

Am Mittwoch schlossen wir an die tägliche Yogaroutine weitere Meditationsübungen an mit weiteren Atemtechniken. Wir visualisierten in einem Wochenplan, womit wir in der Woche an jedem Tag die Zeit verbringen. Wann/wie viel wir arbeiten, wann wir Zeit für den Haushalt nutzen, wann wir Freizeit haben und Dinge unternehmen, Sport machen oder wann wir einfach mal (stille) Zeit nur für uns selbst haben. Eine schöne Methode, um sich seinem Alltag bewusst zu werden und sich noch einmal extra bewusst zu machen, ob man vielleicht noch mehr Zeit für sich selbst einbauen kann – auch gut mit Schülerinnen und Schülern durchführbar. Gabriela hielt einen informativen Vortrag über „das innere Kind“. Anschließend sollte jeder über sein eigenes „inneres Kind“ nachdenken und Situationen, in denen man durch kleine Dinge zu bestimmten Reaktionen getriggert wird. Diese zwei, drei Stunden zu diesem Thema waren sehr intensiv und viele Seminarteilnehmerinnen gingen sehr nachdenklich aus der Sitzung raus.

Am Nachmittag fuhr ich dann mit meinen beiden slowakischen Begleiterinnen zu einem Natur-Pool, zwei kleinen Orten an der Küste und der Stadt Santa Cruz, wo der Sand richtig schwarz wirkte.

 

Am Donnerstag starteten wir diesmal nicht mit Yoga, sondern Gabriela schaltete fröhliche Musik ein und wir sollten dazu jeder für uns tanzen. Die bedrückte Stimmung der Sitzung zuvor war nämlich am Anfang noch spürbar. Durch die Musik und das Tanzen wurde die Stimmung aufgehellt. Wir sollten uns nun in zwei Gruppen aufteilen und jede Gruppe sollte sich für einen oder zwei Songs entscheiden und dazu eine Art Siegestanz einüben. Dies brachte noch mehr Stimmung in das Gruppengefüge und lockerte die ganze Situation auf und machte uns bewusst, was eine Gemeinschaft beziehungsweise Gruppe, in der man sich wohl und zugehörig fühlt für positive Auswirkungen auf das eigene Wohlbefinden hat. Yoga und Meditation folgten und wir notierten uns nun alle Atempraktiken zum Meditieren:

Allgemein sollte man im Schneidersitz sitzen (wenn nötig mit dem Rücken an einer Wand) und die Augen schließen.

1.      Langsam ein- und ausatmen, mit den Händen liegend auf den Knien mit Daumen und Zeigefinger aneinander.

2.      Dann den Zeigefinger und Ringfinger an die Stirn legen und mit dem Ringfinger das linke Nasenloch zuhalten und durch das rechte Nasenloch einatmen. Atem halten und dann mit dem Daumen das rechte Nasenloch zuhalten und durch das linke Nasenloch langsam ausatmen und dann da auch wieder einatmen. Dann wieder Wechsel des Nasenlochs und so weiter.

3.      Lange einatmen, dann stoßartig durch die Nase ausatmen.

4.      Erst in den Bauch tief einatmen, anhalten, ausatmen, dann in die Brust einatmen, Luft halten und wieder ausatmen und sich dadurch die Brust und Bauchatmung bewusst machen.

5.      Aromen werden auf die Hand gegeben. Die Hände werden aneinander gerieben und dann vorsichtig mit den Händen vor dem Gesicht einatmen.

 

Zudem klopften wir unser Gesicht und unseren Körper an bestimmten Stellen ab, um die Spannung aus dem Körper zu nehmen und zu entspannen.

 

Gegen 15Uhr ging es dann zur Steilküste von Los Gigantes und im Anschluss noch zu einem Strand für Kite Surfer. Dort gingen wir in den Wellen des Atlantiks baden und beobachteten die Surfer, die doch beachtliche Tricks auf Lager hatten. Am Abend brachten wir dann unser Mietauto zurück.

 

Am Freitag war der letzte Seminartag.  Wir starteten wieder mit Yoga und einer Meditation. Es folgte eine Auswertungsrunde im Café, in dem wir am ersten Tag auch unsere Erwartungen gesammelt hatten. Im Anschluss gingen wir zurück in den Seminarraum. Es lagen Puzzle und Malutensilien bereit und wir konnten uns eine der beiden Aktivitäten aussuchen. Ich puzzlte mit einer anderen Teilnehmerin zusammen, was sehr entspannend war aber auch Konzentration und Fokus erforderte. Auch dies ist eine schöne Aktivität, um die Gedanken auszuschalten und über nichts nachzudenken außer das Puzzle. Wir verabschiedeten uns alle voneinander und der Kurs „Mindfulness“ war beendet.

 

Am Samstag war ich um 11Uhr mit Nadia, der Französin, die ich bei dem Ausflug zum Vulkan Teide kennengelernt hatte, verabredet. Heute stand die Dolphin- and Whalewatching Tour an. Wir haben uns bewusst für eine Tour mit einem kleinen Boot, in das maximal 10 Personen passen entschieden, da ich von vielen Touren gehört habe, bei denen die Tiere durch die großen Boote und vielen Menschen eher verschreckt werden oder gar von den Guides angefüttert werden und das ganze kein „Naturerlebnis“ mehr ist. Am Steg angekommen, waren wir sogar nur fünf Personen plus Kapitän und eine Meeresbiologin an Bord. Die Meeresbiologin gab uns viele Informationen über die Meeresbewohner, die an den Küsten Teneriffas wohnen. Wir fuhren also mit dem kleinen Motorboot hinaus aufs Meer. Sobald wir Tiere entdeckten, wurde der Motor ausgeschaltet, sodass die Tiere so wenig wie möglich gestört werden. Wir sahen eine Meeresschildkröte, was wohl sehr selten ist sowie mehrerer Delfine, mehrere Pottwale und einen etwas größeren Wal, an dessen Namen ich mich leider nicht mehr erinnern kann. Diese Tour war so beeindruckend und hat mich nochmal mehr über die Natur um uns herum nachdenken lassen. So eine überwältigend schöne, friedliche und ruhige Umwelt, vor allem dort draußen auf dem Meer, die so erhaltenswert und zu schützen ist.

 

Am Sonntag den 24.07.22 ging es dann wieder auf dem Heimweg mit vielen Eindrücken und Entspannung im Gepäck. Ich kann die Erasmus+ Mobilitäten für Lehrkräfte allen wärmstens empfehlen!